Philosophie - Teil 2

 

 

"Die IT-Geschäftswelt wird mehr und mehr zum Jahrmarkt" - damit meine ich, dass der die meiste Aufmerksamkeit und damit auch mehr und vielleicht zahlungskräftigere Kunden bekommt, der am lautesten schreit oder am gekonntesten Eindrücke bei seinen Kunden erweckt. Eindrücke, die bei einer genaueren Untersuchung jedoch oft zu erstaunlichen Ergebnissen führen. Ich nehme mir als Beispiel das Auftreten im Internet und die Gestaltung der Firmenwebseiten sowie ihre Aussagen.

Jeder, der eine Dienstleistung sucht, möchte natürlich dort hin, wo er die höchste Kompetenz, das größte Wissen vermutet - weil er da hofft die beste Beratung zu bekommen. Diese Kausalkette ist richtig. Nur wie soll er, der ja eben diese Kompetenz nicht besitzt, beurteilen, ob sie ein anderer besitzt? Klar: man liest sich die Texte auf der Webseite durch und schaut sich die Bilder an...

"Wow - der hat ein eigenes Rechenzentrum!" Dieser Eindruck entsteht auf sehr vielen Webseiten von IT-Dienstleistern. Ich betone: er entsteht - meistens entsteht er nicht dadurch dass das explizit dort geschrieben steht, sondern er entsteht dadurch, dass von "unserem Rechenzentrum" geschrieben wird, und es wird der Standort "Deutschland" erwähnt, auch wird von einigen Details wie Klimaanlagen, Backupsysteme oder Notstromaggregaten geschrieben. Fotos von Serverräumen mit 19" Racksystemen runden das Bild ab. Wer so etwas tatsächlich besitzt und betreibt - der muss kompetent sein! Leider ist das in den meisten Fällen nur ein Eindruck, der beeindrucken soll. Leuchtet man hinter die Fassade, kommt oft Erstaunliches zu Tage. Dazu braucht man etwas Fachwissen - aber nicht zuviel um Ihnen zu unterstellen, das würde Sie überfordern. Testen Sie doch mal selbst: Ermitteln Sie mittels dem Kommando "ping" die IP-Adresse und den Hostnamen des Rechners auf dem die Firmenwebseite des Anbieters liegt. Wenn er schon so ein Rechenzentrum besitzt - dann liegen seine Seiten doch bestimmt auch dort! Ich will und darf niemanden direkt im folgenden nennen - aber das ist auch nicht nötig, das Prinzip wird klar... Im betrachteten Fall ergab ein ping folgendes Ergebnis:

ping das-ist-mein-IT-Dienstleister-meines-Vertrauens.de
PING das-ist-mein-IT-Dienstleister-meines-Vertrauens.de (61.89.85.77) 56(84) bytes of data.
64 bytes from 77.prepaid-webspace.com (61.89.85.77): icmp_seq=1 ttl=50 time=17.9 ms

Man erhält nun einen Hostnamen (in diesem Fall prepaid-webspace.com) und eine IP-Adresse (in diesem Fall 61.89.85.77). Mit diesen Informationen kann man nun weitersuchen. Man kann z.B. ermitteln, welche anderen Domains noch auf der gleichen IP-Adresse gehostet sind mit Hilfe dieses Links: https://dnslytics.com/reverse-ip Dort kann man IP-Adressen eingeben und bekommt dann Domains aufgelistet die dort ebenfalls zu erreichen sind. Schon diese einfache Methode (ein ping auf den Domainnamen der Firma) bringt also eine Menge Informationen zu Tage. Nun kann jeder selbst für sich abwägen, ob das, was er für einen Eindruck gewonnen hatte, eher untermauert oder in Frage gestellt wurde...

"Wow - der kann programmieren!" Auf etlichen Websiten von Spezialisten findet man Dinge (ich nenne sie "Gimmicks"), die auf den ersten Blick erstaunlich wirken. Da kann man z.B. den Quellcode der Seite nicht mit dem Browser anschauen (es erscheint ein Popup dass das nicht geht) oder ein Rechtsklick auf einen Link ergibt ein Popup "Adressenklau nicht möglich" - oder so ähnlich. Es gibt davon viel mehr. Alle diese Gimmicks erwecken den Eindruck, dass es tatsächlich nicht möglich ist, von dieser Webseite einen Link zu kopieren oder ihren Quelltext anzusehen. Leider ist auch das nur ein Eindruck. Der Sinn einer Webseite ist es ja gerade dass man sie sehen können soll und etwas "nur den bösen Buben zu verbieten" - geht nicht. Woran soll man erkennen, dass ein Webseitenbesuch "böse" ist? Richtig ist, dass man Inhalte einer Webseite (auch automatisiert) auswerten kann - das ist nicht so einfach zu verhindern. Auf keinen Fall geht das mit solchen "Gimmicks", die meistens auf Javascript basieren und nur bei Browsern funktionieren, nicht aber bei Robots. Unter Linux reicht es, die betreffende URL auf der Konsole mit "wget" aufzurufen und das Ergebnis abzuspeichern. Schon hat man eine Textdatei die man mit jedem Editor (oder eben auch automatisch) unter/durchsuchen kann. Der Laie mag einen "tollen Eindruck" beim Anschauen solcher Gimmicks bekommen - mit "programmieren können" hat das allerdings wenig zu tun.

Eine gute Methode um die Kompetenz und Leistungsfähigkeit eines IT-Dienstleisters zu beurteilen ist, ihn zu fragen. In Sachen Server (mein Beispiel hier) wären das Fragen wie

Sinn und Zweck ist es, Widersprüche zwischen dem beim Besuch des Internetauftritts entstandenen Eindruck und dem individuell durch das Fragespiel entstandenen Eindruck zu finden. Jemand der eine Webseite erstellt muss kein Rechenzentrum besitzen um seine Leistungsfähigkeit zu zeigen. Nur warum will er auf seinen Webseiten diesen Eindruck erwecken? Natürlich gibt es weit mehr Fragen, die man stellen könnte. Aber dafür braucht man sie wieder selbst: die Kompetenz, nach der man gerade sucht.

Mein Motto: Nichts versprechen, was ich nicht halten kann und keinen Eindruck erwecken, bei dem ich mich selbst nicht mehr im Spiegel anschauen kann. Damit aus Vertrauen nicht Enttäuschung entsteht...

come-2-linux.de - fair zu Mensch, Tier und Umwelt!